VORBILD AUF UND NEBEN DEM PLATZ

Im Iran ist er geboren und national bekannt, doch seine Heimat hat Alireza Ahmadi in Hamburg gefunden. Der Spielertrainer des HSV-Rollstuhlbasketballteams dient als Beispiel gelungener Integration – und verfolgt eine Mission, wie in der aktuellen HSVlive beleuchtet wird.

Als Alireza Ahmadi im Sommer 2017 nach langem Warten auf sein Visum endlich am Hamburger Flughafen angekommen war, hätte er wohl kaum gedacht, dass er auch knapp sechs Jahre später noch in der Hansestadt leben würde – und das in einer absoluten Schlüsselrolle: Im Laufe der Jahre hinterließ Ahmadi nicht nur als Spieler der BG Baskets Hamburg Eindruck, sondern bekleidet mittlerweile auch das Amt des Trainers und Referenten. „Ich war noch nie so lange bei einem Verein wie beim HSV“, sagt der Iraner, der mit seinem Team in der 1. Rollstuhlbasketball Bundesliga antritt. „Ich habe für verschiedene Vereine in Italien und Spanien gespielt. Am Anfang dachte ich, dass Deutschland eine weitere temporäre Station werden würde. Aber inzwischen habe ich ein neues Leben hier begonnen.“ Für den Spielertrainer ist klar: „Hamburg ist meine Heimat.“

Dabei gestaltete sich schon die Vorbereitung seiner Ankunft als kompliziert: Als Nicht-EU-Ausländer benötigte Ahmadi ein Visum, um nach Europa zu kommen, es vergingen Monate an Bürokratie. David Schulze, Koordinator der BG Baskets, investierte dutzende Mails und Telefonate mit der deutschen Botschaft in Teheran sowie der Ausländerbehörde in Hamburg, und dann war es mitten in der Saisonvorbereitung soweit: Ahmadi und seine Frau Zhila durften endlich nach Deutschland einreisen. Seine ersten Eindrücke waren sofort positiv: „Ich habe schnell gemerkt, dass Hamburg eine wunderschöne, grüne Stadt ist, die gute Strukturen für Rollstuhlfahrer hat.“ Eine große Unterstützung war und ist für Ahmadi auch seine Ehefrau Zhila, die mit Hilfe des HSV einen Job fand und somit ebenfalls schnell integriert wurde.

Eines war dem Iraner von Beginn an wichtig: „Ich bin der Überzeugung, dass es einer der Schlüssel ist, die Sprache eines Landes zu lernen, in dem man lebt, um seine Kultur verstehen und sich optimal integrieren zu können.“ Geduldig befasste er sich mit der Sprache seiner neuen Heimat und schnappte an allen Ecken und Enden Eindrücke auf. Relativ bald nach seiner Ankunft in Hamburg beteiligte sich der iranische Nationalspieler, der auf 17 Jahre mit seiner nationalen Auswahl blickt, an den diversen Inklusionsprojekten der BG Baskets. Anfangs eher passiv, um Sprachkenntnisse und Inhalte der Projekttage zu verinnerlichen, referiert der Iraner mittlerweile ohne Probleme in deutscher Sprache über das Leben im Rollstuhl und bringt Kindern dutzender Grundschulen sowie Teilnehmern weiterer Träger den Rollstuhlsport näher. Und auch im HSV-Rollstuhlbasketballteam fand sich Ahmadi, der inzwischen mehr als 500 Spiele in verschiedenen Ligen absolviert und im Iran nationale Bekanntheit hat, schnell zurecht.

Nach zwei Jahren in Hamburg kam noch eine weitere Aufgabe hinzu: Nachdem 2019 die Rolle des Trainerpostens vakant geworden war, sprang Ahmadi ein und leitet bis heute zusammen mit seinem Co-Trainer Peter Richarz das Team an. „Nach über 22 Jahren in diesem Sport habe ich eine gewisse Expertise gesammelt, die ich gerne weitergebe“, sagt Ahmadi, der außerhalb des Platzes eine enorme Ruhe ausstrahlt, während des Spiels aber auch mal emotionaler wird. Und auch als Spieler geht er weiterhin voran: Auch in seiner sechsten Saison beim HSV-Rollstuhlbasketballteam gehört der 46-Jährige noch regelmäßig zu den Topscorern seines Teams.

Der Iraner steht für eine gewisse Konstanz, derer er sich in der Zwischenzeit auch abseits des Platzes sicher sein kann: Nachdem sein Visum zuvor jeweils jährlich verlängert worden war und Jahr für Jahr zumindest eine kleine Portion Restrisiko bestanden hatte, dass sein Aufenthaltsstatus erlischt, erhielt er im November 2022 eine permanente Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Eine Gewissheit, die Ahmadi den Rücken freihält für seine Mission: „Rollstuhlbasketball hat mir in meinem Leben extrem geholfen. Ich sehe es als meine Pflicht an, dem Sport etwas zurückzugeben.“ Beim Blick auf die vielfältigen Aufgaben ist klar: Mit seiner jahrelangen Tätigkeit als Spieler, Trainer und Referent der BG Baskets ist Ahmadi auf einem sehr guten Weg.


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Foto: MSSP

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