Paul, du spielst seit dieser Saison bei den BG Baskets. Wie gefällt es dir bislang in Hamburg?
Ich bin sehr positiv angetan und freue mich, hier zu sein. Alle sind sehr nett, sodass ich mich schon extrem wohlfühle in Hamburg. Es gibt auf jeden Fall noch einige Ecken, die ich entdecken möchte.
Du hast zuvor jahrelang in Köln gespielt. Wie sind die BG Baskets im Vergleich zu Köln aufgestellt?
Der größte Unterschied ist sicherlich, dass wir mit dem HSV einen riesigen Verein hinter uns haben, der sehr professionelle Strukturen bietet. Ich kann hier in verschiedene Bereiche des Sports reinschnuppern und überlege auch, im Rahmen meines Studiums ein Praktikum beim HSV zu absolvieren. Dazu gibt es am BG Klinikum, wo ich wohne, einige Möglichkeiten: Zum einen habe ich dort ein Fitnessstudio zur Verfügung, das ist sehr praktisch. Zum anderen wohnen dort einige andere unserer Spieler, sodass man immer jemanden zum Reden hat. Und auch die ärztliche Anbindung vor Ort ist ein großer Vorteil. Beim HSV habe ich beste Voraussetzungen, mich auch abseits des Feldes weiterzuentwickeln.
Bei den Kölnern hast du auch deine Anfänge im Rollstuhlbasketball gemacht. Wie kamst du zu dieser Sportart?
Ursprünglich komme ich aus Krefeld und wurde dort mit sieben oder acht Jahren vom damaligen Rollstuhltennis-Bundestrainer angesprochen, der aus dem gleichen Ort wie ich kommt, ob ich nicht mal seine Sportart ausprobieren möchte – das habe ich einige Jahre gemacht, bis ich mit elf Jahren in einer Rollstuhlbasketball-AG an meiner integrativen Gesamtschule angefangen habe. Ich habe von Beginn an eine Leidenschaft für diesen Sport gespürt und wusste, dass ich dort meinen Weg gehen möchte. Drei Jahre später bin ich durch die Empfehlung eines Freundes in Köln gelandet, wo ich zunächst in der dritten Mannschaft gespielt und mich dann in das Bundesliga-Team hochgearbeitet habe.
Was hat dich so am Rollstuhlbasketball fasziniert?
Ich fand Basketball schon immer spannend, dazu ist es im Gegensatz zu Tennis eine Teamsportart – das hat mir besser gefallen. Man muss auch sagen: Die Strukturen im Behindertensport müssen noch weiter wachsen – da ist es in einer Teamsportart einfacher, seinen Weg zu machen.
Du bist auch relativ schnell in der Nationalmannschaft gelandet und hast dein Debüt für die deutsche U19-Auswahl gegeben – mittlerweile schaust du auf diverse Länderspieleinsätze inklusive zwei zweiten Plätzen bei U22-Europameisterschaften sowie Platz vier bei der U23-Weltmeisterschaft in diesem Jahr zurück. Was bedeutet es dir, für dein Land zu spielen?
Mein Debüt für die Nationalmannschaft war natürlich etwas ganz Besonderes. Es macht mich extrem stolz, zu den besten Spielern dieses Landes in meinem Altersbereich zu gehören und Deutschland repräsentieren zu dürfen – damit einher geht aber auch eine Verantwortung, die mir als jüngerer Spieler noch gar nicht so bewusst war.
An welche Momente auf internationalem Parkett denkst du besonders gerne zurück?
Die U23-Weltmeisterschaft in Thailand in diesem Jahr war ein ganz besonderes Highlight. Auch wenn wir mit einer Medaille nach Hause kommen wollten, was mit Platz vier ganz knapp nicht geklappt hat, herrschte vor Ort eine besondere Atmosphäre. Wir hatten im Team eine Chemie, die sehr gut gepasst hat, und konnten uns durch die gemeinsame Zeit vor Ort noch einmal besser kennenlernen.
Bei den BG Baskets bist du nicht nur als Spieler aktiv, sondern wirkst auch bei Projekttagen zum Thema Inklusion mit. Was sind dort deine Aufgaben?
Die Projekte bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Zunächst erzähle ich etwas von mir und gebe allgemeine Einblicke in das Leben mit dem Rollstuhl und Rollstuhlbasketball, bevor sich die Teilnehmenden im Praxispart selber ausprobieren dürfen. Es ist cool, ein Stück dazu beizutragen, dass der inklusive Gedanke weitergetragen wird. Dazu studiere ich Sport und finde es super, dass ich so weitere Erfahrungen sammeln kann. Es macht extrem viel Spaß, die Projekttage durchzuführen.
Welches Ziel verfolgst du mit deinem Studium?
Ich bin mit meinem Studium breit aufgestellt und kann mir verschiedene Dinge vorstellen – grundsätzlich zielt es auf den Reha-Bereich ab, man kann sich aber auch etwa für das Gesundheitsmanagement in Unternehmen qualifizieren. Zunächst einmal möchte ich mich auf meine Aufgabe beim HSV konzentrieren und bin mir sicher, dass ich mich hier optimal weiterentwickeln kann.
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Foto: MSSP